19. April 2024

Der Britische Blick

Gerhard Richter: Betty (Edition 23/25), 1991 Sammlung Olbricht © Atelier Gerhard Richter
Gerhard Richter: Betty (Edition 23/25), 1991
Sammlung Olbricht, © Atelier Gerhard Richter

Im Martin-Gropius-Bau Berlin startet morgen die große Ausstellung Der Britische Blick: Deutschland – Erinnerungen einer Nation. Das British Museum hat, initiiert von Neil MacGregor, diese Ausstellung erarbeitet. Deshalb „Der Britische Blick“. Die Ausstellung spürt der deutschen Identität aus britischer Sicht nach.

Mit 200 wertvollen Objekte von bedeutenden europäischen Museen und Bibliotheken werden 600 Jahre deutsche Geschichte erläutert. Sie erzählen von den großen deutschen Leistungen, von Philosophen, Dichtern und Künstlern und von Geschichtsereignissen, die das Gesicht des heutigen Deutschland geprägt haben. Einer Nation, die im Schatten der fürchterlichsten aller Erinnerungen entstanden ist, des Holocaust.

Die ausgewählten Werke erzählen oft mehrere Geschichten und zeichnen ein differenziertes Bild der komplexen deutschen Geschichte. Die Ausstellung skizziert in fünf Kapiteln mit hochkarätigen Museumsstücken und historischen Dokumenten, in thematischen und chronologischen Sprüngen, wie Deutschland letztlich wurde, was es heute ist:

Deutschland – Erinnerungen einer Nation
Fließende Grenzen
Reich und Nation
Made in Germany
Krise und Erinnerung

Die Ausstellung beginnt und endet mit dem Jahr 1989 und Gerhard Richters Betty aus dem Jahr 1991, die einen Blick zurückwirft.

Johann Gottlieb Kirchner: Nashorn (nach Albrecht Dürers Holzschnitt), 1730 Porzellan, weiß lasiert/ Meißen, H. 67 cm © Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: H. Jaeger
Johann Gottlieb Kirchner: Nashorn (nach Albrecht Dürers Holzschnitt), 1730, Porzellan, weiß lasiert/ Meißen, H. 67 cm
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: H. Jaeger

Zu sehen sind wertvolle Werke wie Albrecht Dürers Holzschnitt eines Nashorns von 1515 sowie die Porzellanversion von Johann Gottlieb Kirchner von 1730, die nach Vorlage Dürers entstanden ist. Sie stellt eine der hochwertigsten technologischen und künstlerischen Errungenschaften der deutschen Welt dar: die Erfindung des Porzellans. Porzellan wurde Anfang des 18. Jahrhunderts in Meißen erneut erfunden. Es wurde zu einem wichtigen europäischen Wirtschaftszweig und machte dem „weißen Gold“ aus China Konkurrenz. Die grandiose Schedelsche Weltchronik aus dem Jahr 1493 weist auf die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts hin. Wissen und Kunst konnten durch diese Erfindung in gedruckter Form europaweite Verbreitung finden.

Für deutsche Präzision und hohe Goldschmiedekunst steht das Astrolabium von 1596. Geschickte deutsche Metallhandwerker bauten einige der besten wissenschaftlichen Instrumente der Frühen Neuzeit. Johann Anton Linden war einer von ihnen. Sein astronomisches Kompendium hat die Größe eines eBook-Readers und ist Weltzeituhr und Navigationsgerät in einem. Ein Sinnspruch ist eingraviert: „Die Zeit rennt. Der Tod ist wie eine Schwelle, die du überschreiten musst.“

Eines der eindrücklichsten Objekte der Ausstellung ist Ernst Barlachs Bronzeskulptur mit dem Titel Schwebender. Es ist ein Engel anderer Gestalt: Mund und Augen sind geschlossen, die Flügel eingeklappt, sein Blick richtet sich nach innen. Barlach (1870-1937) hat ihn 1926 als Erinnerung an den schrecklichen Ersten Weltkrieg zur 700-Jahr-Feier des Doms zu Güstrow geschaffen.

Der britische Blick ist eine Ausstellung des British Museum. Kurator: Barrie Cook, Historiker des British Museum.

Ausstellungszeitraum: 8. Oktober 2016 bis 9. Januar 2017
Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstraße 7
Geöffnet von Mittwoch bis Montag 10:00–19:00