16. April 2024

Historie: Spandauer Vorstadt – Teil 1

Historien-Autor Harald Neckelmann nimmt uns mit in die Spandauer Vorstadt. Das alte Ballhaus lud zum täglichen Ball und eines der ältesten Bürgerhäuser findet sich hier.

Rosenthaler Straße 37
Das Haus gehört zu den ältesten Bürgerhäusern
Das Haus gehört zu den ältesten Bürgerhäusern – hier eine Ansicht um 1910.
Foto: www.stadtbild-deutschland.org

Die Rosenthaler Straße existierte bereits im Mittelalter als Verbindungsweg von Alt-Berlin zum Dorf Rosenthal. 1658 wurde ein Teil des Weges in die Spandauer Vorstadt in der Berliner Stadtmauer einbezogen und deren nördliches Ende mit dem Rosenthaler Tor abgeschlossen. An der über 500 Meter langen Straße befinden sich zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude. Eines davon ist das Mietshaus Rosenthaler Straße 37. Das 1787 für den Schmiedemeister Samuel Treppens „auf Königliche Kosten neu erbaute Vorderhaus“ gehört mit seiner niedrigen Traufhöhe und Satteldachform zu den ältesten Bürgerhäusern der Spandauer Vorstadt.

Der mittig gelegene Durchgang führt in einen Hinterhof.
Foto: H. Neckelmann
Die Treppe stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Auffallend ist die mittig gelegene Toreinfahrt, die zur Kachelfassade des Hinterhauses führt – einzigartig im Scheunenviertel.

In der Durchfahrt fällt die gewundene hölzerne Treppe auf, eine gediegene kunsthandwerkliche Arbeit aus der Erbauungszeit. Das Geländer besteht aus geschnitzten Brettbalustern.

Als die Aufnahme oben 1910 entstand, gehörte das Haus einem Rentier. Das ist eine Person, die von Zahlungen aus in Aktien oder Anleihen angelegtem Kapital, der Vermietung von Immobilien oder der Verpachtung von Land lebt. Im Adressbuch gemeldet waren dort: der Eigentümer, die Wurstfabrik Richard Bachmann, die Blusenfabrik E. Kwiat (die Verkäuferin Olga wohnte in der Alten Schönhauser Straße), die Zeitungs-Spedition Carl Mücke (mit Verkauf und Lesehalle im Souterrain, geführt von der Witwe Therese), eine Näherin, eine Witwe, ein Referendar und die verwitwete Frau Professor Clara Schwieger. In der Nähe des Hackeschen Marktes existieren eine Reihe weiterer baulicher Zeugnisse aus friderizianischer Zeit.

Das Hinterhaus beeindruckt mit seiner grünen Kachelfassade.

 

Mehr zur Spandauer Vorstadt gibt es in einer unserer nächsten Folgen der historischen Serie.