29. März 2024
Die Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel zeigt Werke von Gerhard Richter.

Gerhard Richter in der Alten Nationalgalerie

Gerhard Richter, einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart, stellt der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin ein umfangreiches Konvolut von mehr als 100 Arbeiten zur Verfügung. Sie sollen im „Museum des 20. Jahrhunderts“ am Kulturforum zu sehen sein. Ein entsprechender Vertrag zwischen der GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird in Kürze unterzeichnet. Zentrales Werk der langfristigen Kooperation ist der vierteilige Zyklus „Birkenau“ (2014), der vom 16. März bis 3. Oktober 2021 in der Alten Nationalgalerie unter dem Titel „Reflexionen über Malerei“ gezeigt wird. Die Schau wird vom Kuratorium Preußischer Kulturbesitz unterstützt.

Gerhard Richter sagt dazu: „Der Anlass, eine Stiftung zu gründen, waren die vier Birkenau-Bilder, die ich nicht auf den Kunstmarkt bringen wollte. Mit der Entscheidung war der Weg frei für eine Stiftung, die inzwischen über 100 Werke umfasst. Ich freue mich, dass die Bilder nach Berlin kommen.“

Kulturstaatsministerin Monika Grütters sieht die Zusammenarbeit der SPK mit Gerhard Richter und die Überlassung von 100 seiner Werke als großen Gewinn für die Kunstmetropole Berlin und ehrenden Vertrauensbeweis für die Nationalgalerie.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dankte dem Künstler:

„Diese große Geste von Gerhard Richter ist eine Ehre für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Man kann sagen, dass ein Traum wahr geworden ist. Gerhard Richters Werk ist nicht ohne deutsche Geschichte denkbar. Seine Bilder sind für viele von uns ein Weg, sich über die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts klar zu werden. Gleichzeitig aber braucht und sucht Richters Kunst die Debatten der Gegenwart. Wo wäre dafür ein besserer Platz als in Berlin? Gerhard Richters Stiftungsbilder markieren den Beginn einer neuen Zeit für die Nationalgalerie, der mit dem Bau des Museums des 20. Jahrhunderts noch deutlicher werden wird.“

Zyklus „Birkenau“

Unter dem Titel „Reflexionen über Malerei“ zeigt die Alte Nationalgalerie vom 16.3. bis 3.10.2021 den „Birkenau“-Zyklus von Gerhard Richter. Der aus vier großformatigen, abstrakten Bildern bestehende Zyklus „Birkenau“ von 2014 stellt das Ergebnis einer langen und tiefen Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Holocaust dar. Intensiv beschäftigte Gerhard Richter dabei die Frage, ob und wie der Völkermord an bis zu sechs Millionen Juden und anderen Menschen überhaupt darstellbar sei.

Die vier Gemälde „Birkenau“ basieren auf vier Fotografien, die 1944 von einem Häftling in dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau heimlich aufgenommen wurden. Gerhard Richter malte die Fotografien auf vier Leinwände. Als das nicht funktionierte, begann er, sie dann nach und nach zu übermalen. Die dabei entstandenen abstrakten Bilder bewegen sich damit in einem Zwischenraum von Zeigen und Nicht-Zeigen, von Dokumentieren und Erinnern.

Gerhard Richter

© Gerhard Richter 2021

In verschiedenen Konstellationen waren die Arbeiten bereits in Dresden, Prag, Moskau und New York zu sehen. In Berlin ist den vier Birkenau-Bildern und den vier Fotovorlagen auch ein vierteiliger Spiegel gegenübergestellt, der weitergehende Fragen der Reflexion aufruft. Kuratiert wurde der Saal in der Alten Nationalgalerie von Ralph Gleis in Abstimmung mit dem Künstler. Die Vielschichtigkeit von Abbildung und Darstellung, die mit diesem Zyklus aufgerufen wird, berührt Grundfragen der Malerei, wie sie über alle Zeiten hinweg die Menschen beschäftigt haben. Gerade deshalb hat sich Gerhard Richter für die Präsentation des „Birkenau“-Zyklus den Ort der Alten Nationalgalerie gewünscht.

Die Präsentation der „Birkenau“-Bilder stellt den Auftakt zu einer langfristig angelegten Kooperation zwischen der GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG und der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin dar. Die GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG stellt dem Museum mehr als 100 Werke aus verschiedenen Schaffensphasen des deutschen Künstlers zur Verfügung: von Einzelwerken wie „Besetztes Haus“ (1989) über bedeutende Glas- und Spiegelarbeiten wie „Spiegel, grau“ (1991) oder „6 stehende Scheiben“ (2002/2011) bis zu seriell angelegten Gemälde-Reihen im Spätwerk wie „4.900 Farben“ (2007), „Strip“ (2013) oder einer Reihe abstrakter Bilder aus den letzten Jahren.

Wechselnde Präsentationen

Beginnend mit dem Jahr 2023 sollen wesentliche Teile des Richter-Konvoluts zunächst in der Neuen Nationalgalerie ausgestellt werden. Eigentlicher Bestimmungsort der Werke ist der Neubau am Kulturforum, das „Museum des 20.Jahrhunderts“. Hierfür ist ein Raum im Obergeschoss vorgesehen. Im Zentrum wird der Zyklus „Birkenau“ stehen. Er wird aufgrund seiner großen Tragweite und seiner für die Geschichte Deutschlands so eminenten Bedeutung permanent zu sehen sein. Der Umgang mit der Kunst von Gerhard Richter im Neubau soll dabei offen bleiben für die Diskurse der Gegenwart. So wird die Nationalgalerie für diesen Raum regelmäßig wechselnde Präsentationen erarbeiten, um immer wieder neue Sichtweisen auf das Werk Richters zu ermöglichen. Auch zeitgenössische Interaktionen mit dem Werk sind denkbar und vom Künstler erwünscht.

Die GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG wurde 2020 vom Künstler persönlich gegründet, um sein Werk dauerhaft großen öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Neben der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin erhalten auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Werke dieser Stiftung.