25. April 2024
Das House of One als Begegnungsort der Religionen. Visualisierung: Kuehn/Malvezzi

Grundsteinlegung für House of One im Mai 2021

Das House of One als Begegnungsort der Religionen.

Das House of One gehört zu den großen Bauprojekten der Neuen 2020er-Jahre in Berlin-Mitte. Juden, Christen und Muslime legen am 27. Mai 2021 im Zentrum der deutschen Hauptstadt den Grundstein für das Mehrreligionengebäude. „Das ist ein wichtiger Schritt hin zur baulichen Vollendung unseres interreligiösen Friedensprojekts“, sagte Rabbiner Andreas Nachama, Vorsitzender des Stiftungsrats des House of One. „Seit vielen Jahren sind wir bereits im interreligiösen Dialog aktiv und tragen in unserer täglichen Arbeit in der Stiftung House of One immer wieder aufs Neue unseren Beitrag zu mehr Verständnis, Toleranz und Miteinander in unserer Gesellschaft bei.“ Umso schöner sei es, nun bald auch die Errichtung des gebauten Symbols dieser Verständigungsarbeit begleiten zu können. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sowie der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, haben ihre Teilnahme an der Feier bereits zugesagt.

Pfarrer Gregor Hohberg vom Präsidium des House of One kommentierte das bevorstehende Ereignis mit folgenden Worten: „Wir freuen uns sehr, dank großer Unterstützung von vielen Seiten und mit Gottes Hilfe so weit gekommen zu sein.“ Seit zehn Jahren setze das House of One bereits inhaltliche Akzente. Nun werde diese Arbeit bald in der Mitte Berlins Tag für Tag sichtbarer. „Und diese Freude über das nun auch bauliche Wachsen dieses einzigartigen Friedensprojekts der Religionen steigt mit jedem Stein, der für das Haus gelegt werden wird.“ Das House of One wird auf den historischen Fundamenten der einstigen Petrikirche gebaut. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Gotteshaus wurde zu DDR-Zeiten abgerissen.

Erste Grundsteinlegung verschoben

Ursprünglich sollte der Grundstein am 14. April dieses Jahres gelegt werden, musste aber coronabedingt abgesagt werden. Es wäre der Jahrestag der Uraufführung von Lessings Drama „Nathan der Weise“ im Jahre 1783 in Berlin gewesen. Das Werk ist ein Plädoyer für Humanismus und die friedliche Verständigung zwischen den Religionen und der Gesellschaft. „Damals öffnete sich Berlin für die erste Aufführung von Lessings wichtigem, damals sehr umstrittenen Werk“, sagte Imam Kadir Sanci, ebenfalls Mitglied des Präsidiums des House of One. „Heute öffnet sich Berlin einmal mehr für einen besonderen Weg der Verständigung unter den Religionen.“ Diese Offenheit werde nicht nur die drei Religionen – Judentum, Christentum und Islam – betreffen, welche die Stiftung House of One gegründet haben. Sie gehe weit darüber hinaus und lade alle Anders- und Nichtglaubende zum Dialog ein.

Großteil des Baus finanziert

Der Haupteingang in der Brüderstraße.
© Kuehn Malvezzi, Visualisierungen: Davide Abbonacci, Kuehn Malvezzi

Vier Jahre sind für die Errichtung des House of One eingeplant. Die Kosten des Baus belaufen sich auf insgesamt 47 Millionen Euro. Vergangenen Freitag hat der Deutsche Bundestag weitere zehn Millionen Euro für das Gebäude zugesagt.

Insgesamt beträgt nun die Summe, die der Bund zum Bau des House of One beisteuert, 20 Millionen Euro. Weitere zehn Millionen Euro hatte das Land Berlin zugesagt.

Mit privaten Spenden und sonstigen Zuwendungen ist ein großer Teil der Baukosten inzwischen abgedeckt. Die verbleibende Lücke von knapp acht Millionen Euro soll über Spendenaufrufe – wie jetzt aktuell vor Weihnachten – geschlossen werden.

Letzte archäologische Grabungen

Vor der Grundsteinlegung kehren die Archäologen Anfang 2021 noch einmal auf den Bauplatz zurück. Ein kleines Terrain dieses Orts, der zu einem der ältesten Berlins zählt, ist bislang noch nicht untersucht. Wo einst eine mächtige Platane stand, die vergangenes Jahr gefällt werden musste, rechnen die Forscher mit weiteren Grabfunden im ehemaligen Friedhof der Petrikirche. Fast 4.000 Skelette hatten die Archäologen dort in der ersten mehrjährigen Ausgrabungsphase bereits geborgen.

Mit dem House of One entsteht im Zentrum Berlins ein Sakralbau in neuartiger Architekturtypologie mit einer Synagoge, einer Kirche und einer Moschee unter einem Dach – verbunden über einen für alle offenen Begegnungsraum im Zentrum des Gebäudes. Vertreter anderer Religionen und Weltanschauungen sowie die säkulare Stadtgesellschaft werden durch diesen vierten Raum ausdrücklich eingeladen und einbezogen.