19. März 2024
Prozessions-Stier Nandi, Reittier von Gott Shiva (19./20. Jahrhundert) im Modul „Kunst des Hinduismus in Südasien“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum

Schätze der Weltkulturen im Humboldt Forum

Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin haben vor wenigen Tagen ihre ersten Ausstellungsräume im Humboldt Forum eröffnet. Im zweiten und dritten Obergeschoss des Westflügels sind bedeutende Bestände der beiden Museen zu sehen. Sie waren bis vor vier Jahren in Berlin-Dahlem ausgestellt, Etliches wird aber auch erstmals gezeigt werden. Auf mehr als 8.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche und in mehr als 30 Ausstellungsmodulen werden rund 10.000 Exponate präsentiert und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Mit den Sammlungen Afrikas, Asiens Ozeaniens und Amerikas im Humboldt Forum und jenen zur Kunst- und Kulturgeschichte Europas und des Nahen Ostens auf der Museumsinsel wird die Mitte Berlins zu einem wahren Ort der Weltkulturen.

Highlights

Zu den Highlights gehören u.a. besondere Objekte wie ein 50 Quadratmeter großes chinesisches Bild einer Buddhapredigt aus dem 18. Jahrhundert. Oder ein Thron aus dem Königreich Bamum (Kamerun) aus dem 19. Jahrhundert. Zu sehen sind auch Boote aus verschiedenen Regionen Ozeaniens, die teilrekonstruierten Höhlen der Seidenstraße, die Kunstschätze des Hinduismus, japanische Stellschirme und vieles mehr. In die Ausstellungen integriert sind auch zeitgenössische künstlerische Interventionen, die sich unmittelbar auf die Sammlungen beziehen oder in Auseinandersetzung mit ihnen entstanden sind, etwa die raumgreifende „Township Wall“ des angolanischen Künstlers António Ole oder ein als Kunstwerk gestaltetes Kleid der namibischen Modekünstlerin Cynthia Schimming. Spektakulär sind auch die Raumgestaltungen wie etwa der elliptische Hörraum der Musikethnologie vom chinesischen Architekten und Pritzker-Preisträger Wang Shu gestaltete Raum im Museum für Asiatische Kunst.

Vermittlungsorientierte Arbeit
Im Humboldt Forum werden Weltkulturen vereint.
Großes Auslegerboot von der Insel Luf (Bismarck-Archipel, Papua Neuguinea) im Modul „Ozeanien: Mensch und Meer. Ein Meer von Inseln“ des Ethnologischen Museums.
Foto: Staatliche Museen zu Berlin /Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss /Alexander Schippel

Ziel der Ausstellung im Humboldt Forum ist es, die Multiperspektivität auf die Objekte und die Geschichten sichtbar und hörbar zu machen. Dies außerdem so partizipativ und inklusiv wie nur möglich. Im Rahmen der Neu-Präsentation der beiden Museen wird daher sehr vermittlungsorientiert gearbeitet – etwa mit einem durchgängigen Einsatz von Grafik, digitalen Medien und deutlich ausgewiesenen Flächen für Familien, Kinder und Jugendliche.

Die Inhalte der Dauerausstellungen sollten möglichst flexibel und „beweglich“ gehandhabt werden. Durchgesetzt hat sich dadurch eine sehr modulare Struktur der Ausstellung. Einerseits gibt es geräumige, hohe Säle mit gewichtigen Großobjekten. Daneben werden „klassische“ objektzentrierte Ausstellungsbereiche mit Vitrinen und Podesten eingerichtet. Dazu gehören z.B. die „Sakrale Kunst in China und Japan“ oder die Religiöse Kunst Südasiens sowie die „Kunst des Buddhismus in Südasien“.

In den Schaumagazinen und Studiensammlungen werden die Sammlungsbestände nach unterschiedlichen Themenschwerpunkten in einer Magazin-Anmutung gezeigt. Sie unterstreichen dabei die Bedeutung von Sammlungen als Grundlage eines jeden Museums, aus der Ausstellungen und andere Projekte immer wieder neu entwickelt werden. Unter anderem werden das Sammeln und die Sammlungsgeschichte und damit auch die Provenienz der gezeigten Exponate thematisiert.

Für Familien und Gruppen

Vier große Familienflächen richten sich an Familien, Kinder und Jugendliche. In Aktionsräumen und Meetingpoints finden zudem verschiedene Gruppenaktivitäten oder kleinere Veranstaltungen für bis zu jeweils max. 50 Personen statt. Erste Wechselausstellungsflächen werden eröffnet. Sie sind mit Eröffnung des Ostflügels Mitte 2022 auf 15 Räume im  2. und 3. Geschoss verteilt. Vier dieser Räume sind Introräume und geben eine allgemeine Einführung in die Themen der Geschosse.

Zahlreiche Angebote widmen sich der Vermittlung der Herkunft der Objekte in den Sammlungen und damit verbundenen Fragestellungen und Problematiken: So führt etwa ein Begleitheft anhand ausgewählter Sammlungskontexte und Objekte in die Vielfalt und Herausforderungen der Provenienzforschung ein. Und es erklärt, warum es wichtig ist, die Herkunft der Stücke in kulturellen Kontexten zu erforschen und wie man dabei vorgeht. In Führungen werden die Besucher von Provenienzforschern durch das Haus geführt und haben die Gelegenheit, in ein direktes Gespräch zu treten.

Ein Highlight im Umfeld der Weltkulturen dürfte ganz sicher der von Wang Shu gestaltete Saal zur chinesischen Hofkunst sein. Er beleuchtet die gegenseitigen künstlerischen Einflüsse zwischen China und Europa. Die Arbeit wurde großzügig vom Kuratorium Preußischer Kulturbesitz unterstützt.

Lars-Christian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst: „Wir sind zurück auf der Insel! Nirgendwo auf der Welt gibt es einen solchen Rundgang durch die Geschichte der Weltkulturen. Für uns spielen dabei die Gegenwartsbezüge der Sammlungen eine herausragende Rolle. Die Ausstellungsgestaltung ist spektakulär, viele unserer Objekte wurden schon lange nicht mehr oder noch nie gezeigt. Wir wissen wohl, welche Verantwortung wir gegenüber unserer Sammlungsgeschichte haben. Aber: Wir werden und wir müssen mit den Widersprüchen im Humboldt Forum leben. Wir müssen sie produktiv werden lassen. Ein großes Anliegen ist uns die Bildungs- und Vermittlungsarbeit. Die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien wird mit über den Erfolg unserer Ausstellungen entscheiden.“

 

Foto oben: Prozessions-Stier Nandi, Reittier von Gott Shiva (19./20. Jahrhundert) im Modul „Kunst des
Hinduismus in Südasien“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum.
Foto: Staatliche Museen zu Berlin / Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss/Alexander
Schippel