Ende 2020 soll es so weit sein: Die U-Bahnen der U5 fahren durch, vom Hauptbahnhof bis nach Hönow, 22 Kilometer in 38 Minuten. Bis zu 150.000 Fahrgäste pro Tag werden auf der Strecke erwartet – um schneller und ohne umzusteigen ans Ziel zu kommen, um an einem der drei neuen U-Bahnhöfe ein- oder auszusteigen, oder um eine der neuen Umsteigemöglichkeiten am U-Bahnhof Unter den Linden zur U6 oder am U-Bahnhof Brandenburger Tor zur S-Bahn (S1, S2, S25, S26) zu nutzen. Damit dieser Zeitplan eingehalten werden kann, laufen die Arbeiten im Tunnel und in den drei neuen U-Bahnhöfen – Rotes Rathaus, Museumsinsel und Unter den Linden – auf Hochtouren.
Technik für die Tunnel
Die Gleise liegen schon in den Tunneln zwischen den U-Bahnhöfen. Über 5,5 Kilometer Fahrschiene und über 4.300 Holzschwellen sind verlegt; über 6.000 Tonnen Schotter wurden eingebracht und gestopft. Nun gilt es, die zahlreichen benötigten Leitungen einzubauen, denn für den U-Bahnbetrieb muss alles funktionieren, von der Informationstechnologie bis zur Notstromversorgung. Fast täglich sind deshalb die zuständigen BVG-Gewerke mit ihrem Kabelzug unterwegs. Die Leitungen werden im Tunnel auf Kabeltrassen an den Wänden befestigt. In den U-Bahnhöfen selbst werden die Leitungen vor allem unter den Bahnsteigen auf Kabelgitterbahnen abgelegt, die bis zu 200 Kabel tragen können.
U-Bahnhof Museumsinsel
Allein im und rund um den U-Bahnhof Museumsinsel fehlen die Gleise noch, denn der Rohbau ist noch nicht abgeschlossen. Wegen der besonderen Lage des U-Bahnhofs unterhalb des Spreekanals, des Boulevards Unter den Linden und einem Gebäude musste der Bahnsteigbereich im Schutze eines 28.000 Kubikmeter großen Frostkörpers bergmännisch aus dem Boden gegraben werden.
Im Juli wurde im technisch anspruchsvollsten der drei U-Bahnhöfe gerade ein Meilenstein erreicht: Die Innenschale in den beiden Tunnelröhren wurde fertiggestellt, zwei jeweils 105 Meter lange Tunnel betoniert. Damit wird die riesige Bodenvereisung, die bisher den Schutz gegen das Grundwasser sicherstellte, nicht mehr benötigt. Die bisher größte innerstädtische Bodenvereisung in Europa ist beendet.
Der Frostkörper war von Februar bis Mai 2018 aufgefroren worden, indem eine minus 37 Grad kalte Sole in einem geschlossenen Kühlkreislauf durch fast 70 je 105 Meter lange Vereisungslanzen durch den Boden gepumpt wurde. So wurde dem Boden Wärme entzogen und der Frostkörper in der vorgesehenen Stärke aufgebaut. Mittlerweile wird das Eis kontrolliert aufgetaut: mit derselben Sole, nur, dass diese vorher durch Fernwärme erhitzt wurde. Auf diese Weise muss die Innenschale schon jetzt dem vollen Wasserdruck standhalten. So können etwaige Undichtigkeiten im Beton frühzeitig, vor Einbau des Sternenhimmels und der Natursteinfassade, entdeckt und behandelt werden.
Umsteigebahnhof Unter den Linden
Am Umsteigebahnhof Unter den Linden nimmt der Entwurf von Prof. Axel Oestreich schon weitgehend Gestalt an. Die zahlreichen Fahrtreppen für geschätzte 50.000 Ein-, Um- und Aussteiger pro Tag sind installiert. An den Wänden werden die Lampen angeschlossen, die dem gesamten U-Bahnhof eine Tageslicht-Atmosphäre geben. Auch die Installation der 20 Entrauchungsklappen ist abgeschlossen. Sie befinden sich über dem U6-Bahnsteig, im Gehweg der Friedrichstraße. Ausgestattet mit einem Hydraulikmotor, öffnen sich die Klappen im Ernstfall innerhalb von wenigen Sekunden, um den Rauchabzug zu gewährleisten – natürlich so, dass Passanten an der Oberfläche rechtzeitig gewarnt und nicht beeinträchtigt werden. Die wegen der Entrauchungsklappen notwendig gewordene Verlegung der Bushaltestelle ist bereits abgeschlossen.
U-Bahnhof Rotes Rathaus
Auch an der Oberfläche des U-Bahnhofs Rotes Rathaus gehen die Arbeiten voran. Stück für Stück wird die nicht mehr benötigte Baustelleneinrichtungsfläche vor dem Berliner Regierungssitz an den Bezirk zurückgegeben. Im U-Bahnhof selbst liegt die Herausforderung darin, dass die Wandverkleidung des U-Bahnhofs mit Terrazzoplatten gemäß dem Architektenentwurf von Oliver Collignon sehr anspruchsvoll ist: Gerundete Ecken, schräg verlaufende Durchgänge und ein geneigt verlaufendes Fugenbild haben zur Folge, dass fast 50 Prozent der Platten aufwändig herzustellende Einzelstücke sind.
Wie am U-Bahnhof Unter den Linden soll auch der U-Bahnhof Rotes Rathaus im Frühjahr 2020 fertiggestellt sein, damit der Probebetrieb zur Mitte des kommenden Jahres beginnen kann.
U5-InfoStation
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