24. April 2025
Der Pergamonsaal wird nach seiner Wiedereröffnung den weltberühmten Pergamonaltar perfekt in Szene setzen.

Fünf-Jahr-Feier Museumsinsel: Jahresschwerpunkte

Die Museumsinsel Berlin wird in diesem Jahr 200 Jahre alt. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) plant gemeinsam mit zahlreichen Partnern ein fünfjähriges Jubiläumsprogramm. Hier die jährlich geplanten Meilensteine.

2025 – Die Anfänge

200 Jahre Grundsteinlegung Altes Museum und die Anfänge der Menschheit, und ein Sensationsfund aus Italien

Anfänge der Insel und Anfänge der Menschheit sind die Schwerpunkte des Jahres 2025. Die Jubiläumsausstellung im Alten Museum zeigt die Keimzelle der Museumsinsel: Karl Friedrich Schinkels Altes Museum, entstanden von 1825 bis 1830, zählt zu den bedeutendsten Bauwerken des Klassizismus. Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, erklärt: „Bereits seit der Mitte des 17. Jahrhunderts hatten zunächst die brandenburgischen Kurfürsten und dann die Könige Preußens Antiken aus dem Mittelmeerraum gesammelt und in ihren Schlössern ausgestellt. Deren erste öffentliche Präsentation in Schinkels Museum am Lustgarten ab 1830 war eine veritable Initialzündung, die im Laufe des 19. Jahrhunderts eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von klassischen Antiken entstehen ließ. Dabei war das Museum von Beginn an zweierlei – ein großes Schaufenster für das Publikum und zugleich ein höchst erfolgreiches Forschungsinstitut. Diese Tradition gilt es zu bewahren und fortzusetzen.“

Auch heute noch beherbergt das Alte Museum die Antikensammlung, die hier ihre Dauerausstellung zeigt. Das Hauptgeschoss bietet ein Panorama der Kunst des antiken Griechenland vom 10. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. Höhepunkte sind die Statue der „Berliner Göttin“, der „Betende Knabe“ oder die „Thronende Göttin aus Tarent“. Im Obergeschoss werden Kunst und Archäologie der Etrusker und der römischen Kaiserzeit vorgestellt. Die Sammlung etruskischer Kunst ist eine der größten außerhalb Italiens.

Neben der Schau im Alten Museum wird die Antikensammlung in der James-Simon-Galerie im Sommer ein weiteres Highlight beisteuern: Eine Ausstellung zu einem der größten archäologischen Sensationsfunde der letzten Jahrzehnte, außergewöhnlich gut erhaltenen etruskischen und römischen Bronzen – „Eine Sensation aus Schlamm. Die Bronzen von San Casciano“. Die Ausstellung wird sich unter anderem mit Themen wie Krankheit, Heilung und Hoffnung auseinandersetzen. Es folgt ab November eine Sonderausstellung des Vorderasiatischen Museums, die zu einem der frühesten Kultorte der Menschheit führt: Göbeklitepe im Südosten der Türkei. Ein Ort mit einer unglaublichen Bedeutung für die Welt, inzwischen auch UNESCO-Welterbe. Vor 12.000 Jahren wurden Menschen an genau dieser Stelle erstmals sesshaft. Es ist eine Sensation, dass weltweit zum ersten Mal die Monumente aus Göbeklitepe außerhalb der Türkei zu sehen sein werden. Die Berliner Museumsinsel ist dafür der ideale Ort. Die Ausstellung „Mythen in Stein. Göbeklitepe und die Welt der letzten Jäger“ im Neuen Museum und der James-Simon-Galerie ist das Ergebnis einer außerordentlich fruchtbaren Partnerschaft zwischen dem Vorderasiatischen Museum und dem Museum in Sanliurfa.

2026 –150 Jahre Eröffnung Alte Nationalgalerie

und die Mongolen in Berlin

Am 22. März 1876, dem Geburtstag Kaiser Wilhelms I., wurde die Nationalgalerie als drittes Museum auf der Spreeinsel feierlich eröffnet. Erbaut wurde sie nach Plänen von Friedrich August Stüler, der zuvor schon das Neue Museum entworfen hatte. Anlass für den Bau einer Nationalgalerie war die Schenkung des Bankiers und Konsuls Joachim Heinrich Wilhelm Wagener. Sie bildete den Grundstock für die heute rund 2000 Werke umfassende Sammlung der Alten Nationalgalerie mit Meisterwerken der Romantik, des Realismus und Impressionismus. Zu ihren Highlights zählen Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“, Edouard Manets „Im Wintergarten“, Adolph Menzels „Eisenwalzwerk“ und Johann Gottfried Schadows „Prinzessinnengruppe“.

Ab Oktober wird eine große Sonderausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte die Pfeile über die Insel fliegen lassen: „Dschingis Khan und die Welt der Mongolen“ spannt einen Bogen von der japanischen Küste bis in die Nähe Berlins und zeigt, wie die Mongolen es nicht nur geschafft haben, ihr großes Weltreich zu erobern sondern dieses auch zu einem Ort des Austauschs und des internationalen Handels zu machen.

2027 – Der Altar ist zurück

Teilweise Wiedereröffnung des Pergamonmuseums

Der Pergamonsaal wird nach seiner Wiedereröffnung den weltberühmten Pergamonaltar perfekt in Szene setzen.
Der Pergamonsaal wird nach seiner Wiedereröffnung den weltberühmten Pergamonaltar perfekt in Szene setzen.
Visualisierung: @ ART + COM

Das Großereignis des Jahres 2027 wird im Frühjahr die Wiedereröffnung des Nordteils des Pergamonmuseums mit dem Pergamonaltar und der Neupräsentation des Museums für Islamische Kunst mit verdoppelter Ausstellungsfläche sein. Die Besucherinnen und Besucher erleben die „Insel“ dann auch völlig neu, denn der Eingang zum Pergamonmuseum führt dann durch die idyllischen, arkadischen Kolonnaden am Spreeufer, den schönsten Platz jedes Berliner Sommers.

Das Pergamonmuseum wurde als letztes historisches Museum auf der Museumsinsel nach Entwürfen Alfred Messels durch Ludwig Hoffmann zwischen 1910 und 1930 errichtet. Die Dreiflügelanlage ist durch die imposanten Rekonstruktionen archäologischer Bauensembles – Pergamonaltar, Markttor von Milet, Ischtar-Tor mit Prozessionsstraße von Babylon, Mschatta-Fassade – weltweit berühmt geworden. Seit 2013 wird das Haus in zwei Teilabschnitten saniert.

2028 – Das doppelt erbaute Haus

Baustart Neues Museum vor 185 und 25 Jahren

Das Neue Museum wurde nach Plänen Friedrich August Stülers als zweites Museum auf der Insel errichtet und gilt heute als ein Hauptwerk der Kunst-, Museums- und Technikgeschichte des 19. Jahrhunderts. 1843 erfolgte der Baubeginn. Im Zweiten Weltkrieg wurde es teilweise zerstört, eine Notsicherung der Ruine erfolgte erst in den späten 1980er-Jahren. Die Wiedergeburt des Hauses begann 2003: Bei der Restaurierung durch David Chipperfield Architects wurden Fassade und Innenräume behutsam restauriert und dabei zugleich ein modernes Museum geschaffen. Seit 2009 ist das Neue Museum wieder öffentlich zugänglich und zeigt die Sammlungen das Ägyptischen Museums und Papyrussammlung und des Museums für Vor- und Frühgeschichte – mit Glanzstücken wie der Büste von Nofretete, dem bronzezeitlichen „Berliner Goldhut“, dem Schädel des Neandertalers von Le Moustier oder Heinrich Schliemanns Sammlung trojanischer Altertümer. Ergänzt wird die Präsentation durch Werke der Antikensammlung.

2029 – Bode-Museum und Haus Bastian

Im Jahr 2029 werden zwei Jubiläen begangen. 125 Jahre zuvor fand die feierliche Eröffnung des Bode-Museums, das damals noch Kaiser-Friedrich-Museum hieß, statt. Seitdem prägt das von Ernst von Ihne entworfene Haus markant die Nordspitze der Insel – der Blick über die zwei Spreearme mit dem Fernsehturm im Hintergrund ist weltberühmt. Das Bode-Museum beherbergt die Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, deren Dauerausstellung um Werke der Gemäldegalerie ergänz ist. Spitzenwerke sind etwa die „Madonna Pazzi“ von Donatello, Antonio Canovas „Tänzerin“ und mittelalterliche Sakralkunst wie die Evangelisten von Tilman Riemenschneider. Das Bode-Museum ist auch Stammhaus des Münzkabinetts, das dort seine metallene Chronik der Menschheitsgeschichtezeigt, mit seinen Zeugnissen des Zahlungswesens aus diversen Jahrtausenden aber auch in den anderen Häusern vertreten ist. Der heutige Name des Museums an der nördlichen Inselspitze verweist auf den Generaldirektor der Königlichen, heute Staatlichen Museen zu Berlin, Wilhelm von Bode, der als Mitbegründer des modernen Museumswesens gilt.

Außenansicht Haus Bastian. © Staatliche Museen zu Berlin / Juliane Erich, 2024
Außenansicht Haus Bastian.
© Staatliche Museen zu Berlin / Juliane Erich, 2024

Zum modernen Museumswesen gehört heute hat als Kernelement auch Bildung und Vermittlung – und hierfür ist seit 2019 das „Haus Bastian“ der zentrale Ort auf der Museumsinsel. Das Zentrum für kulturelle Bildung der Museen ist ein Ort für ein breites Publikum: Schüler und Studierende, Kinder und Familien, Jugendliche und Erwachsene sind hier willkommen.

Ihnen bietet Haus Bastian vielfältige zukunftsweisende Bildungs- und Vermittlungsangebote und ist so Ausgangspunkt für weitere Erkundungen der Museen. Es wird auch für das Museumsinsel-Jubiläum ein zentraler Dreh- und Angelpunkt sein.

2030 – Die ganze Insel

1830 wurde das Altes Museum eröffnet, hundert Jahre später das Pergamonmuseum. Die Museumsinsel Berlin war komplett. Jedes Haus geplant von einem der besten Architekten seiner Zeit, Sammlungen, die mittlerweile Weltrang hatten. 1999 wurde das gesamte Ensemble zum UNESCO-Welterbe erklärt. Im Jahr 2030 soll noch einmal der Gesamtkomplex in den Fokus rücken, der mittlerweile erweitert ist – um die James-Simon-Galerie als zentrales Eingangs- und Veranstaltungsgebäude, das Haus Bastian als Bildungszentrum und in unmittelbarere Nachbarschaft das Archäologische Zentrum, in dem unter anderem das Zentralarchiv arbeitet, dessen Archivalien einen einzigartigen museumshistorischen Schatz darstellen und von dem aus auch die Provenienzforschung aller Museen organisiert wird. Das Welterbe wurde weitergebaut – und ist für Besucherinnen und Besucher ein einzigartiger Ort mit Angeboten für jedermann.


Die Vermittlungsprogramme im Jubiläumsjahrfünft

„mi200 Familienpass“ für Kinder ab 6 Jahren

Mit dem „Familienpass“ laden die Museen Kinder und Familien zu einem neuen, längerfristigen Kennenlernen der Museumsinsel Berlin ein: Das Heft dient dem ersten Anreiz zum Besuch der Museen und zur Entdeckung ihrer Schätze und spannenden Geschichten. Mit kindgerecht gestalteten Aufgaben, Suchspielen und ähnlichem lädt es dazu ein, über einen längeren Zeitraum immer wieder zurückzukehren, um die Sammlungen und die gesamte Insel spielerisch zu erkunden und dabei Stempel zu sammeln. Jedes Haus wird mit einem eigenen Kapitel vorgestellt, ebenso die Museumsinsel als gesamte Einheit und UNESCO-Welterbe. Kinder und Familien besuchen so über einen längeren Zeitraum immer wieder die Museumsinsel und erkunden dabei die unterschiedlichen Museen.

Projekttage „Willkommen!“ im Haus Bastian für Schüler

Die Projekttage werden Berliner und Brandenburger Schüler und Lehrer die Chance bieten, Haus Bastian und die Museen der Insel aus verschiedenen Perspektiven intensiv zu erkunden und eigene Positionen in die museale Arbeit einzubringen. In vierstündigen Workshops lernen die Schüler die Sammlungen der Museumsinsel als Einheit kennen. Sie werden dabei neue Angebote und Vermittlungsansätze ausprobieren, Feedbacks liefern, und ihre eigenen Ideen und Interessen zur Nutzung des Bildungsortes einbringen. Die Projekttage sollen jedes Jahr jeweils auf das Museum der Insel fokussieren, das im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht. Sie sollen kostenfrei allen Schülern offenstehen.

Berliner auf die Insel! Eroberung der Außenräume

Auch die Außenräume auf der Museumsinsel sollen in die Jubiläumsfeierlichkeiten aktiv einbezogen und für die Menschen geöffnet werden: Als feststehendes Format wird weiterhin die Kolonnaden-Bar Kultur und kühle Drinks an lauen Sommerabenden vereinen und mit DJs ein junges, urbanes Publikum ansprechen.

Ziel des Jubiläums ist aber auch eine stärkere aktive Beteiligung der Menschen, die „ihre“ Insel als Ort erleben möchten. So soll etwa ein Urban Gardening Projekt umgesetzt werden, das Anwohner, Schulen und Kitas einbindet und über die Jahre auf den unterschiedlichen Außenflächen der Museumsinsel Berlin stattfindet. Auch als „Unorte“ wahrgenommene Bereiche sollen künftig stärker aktiviert werden: Die Bauzäune auf der Museumsinsel sind bisher ungenutzte Präsentationsflächen. Auf ihnen soll künftig die Arbeit der Museen auch außerhalb der Öffnungszeiten sichtbar gemacht werden, die Motive dafür im Rahmen von Workshops oder Projekttagen mit Künstlern gemeinsam erarbeitet werden.