Zum 100. Todestag von Franz Kafka präsentiert das Stabi Kulturwerk der Staatsbibliothek zu Berlin ab dem 1. März 2024 eine umfangreiche Ausstellung mit rund 130 Originalfotografien der Familie Kafka, viele davon bislang unveröffentlicht und erstmals in dieser Zusammenstellung zu sehen. Die Aufnahmen zeigen einen Schriftsteller der Weltliteratur im Kreis seiner Verwandtschaft. Die Ausstellung stellt Kafkas Texte den Fotografien der Familie gegenüber und dokumentiert, dass die Verbundenheit und der Zusammenhalt der Familie Kafka stärker waren, als es einzelne Äußerungen des Autors vermuten lassen.
Die Aufnahmen erzählen auch vom gesellschaftlichen Aufstieg der Kafkas. Im ausgehenden 19. Jahrhundert zeigt sich auf ihnen das deutliche Unbehagen, mit dem die Großeltern Kafka und Löwy in einem Fotoatelier vor die Kamera treten, und auch die nicht weniger steifen Porträts der jungen Eltern sprechen für sich. Ihnen stehen die Aufnahmen aus dem neuen Jahrhundert gegenüber: Die Eltern zeigen sich in privaten Aufnahmen zunehmend nonchalant und blicken auf offiziellen Fotos selbstbewusst in die Kamera. Auf Fotos aus den 1920er-Jahren posieren die Familien der Schwestern Kafkas wie für ein Gesellschaftsmagazin. Es zeigt sich eine Familie, die beispielhaft für jüdische Emanzipation von der Habsburgermonarchie bis in die erste tschechoslowakische Republik steht.
In neun Kapiteln entwirft die Ausstellung ein biografisches Panorama, beginnend bei den Großeltern und Eltern Franz Kafkas. Je ein Kapitel ist den Familien seiner drei Schwestern gewidmet; über den Schriftsteller selbst erzählt ein eigenes Kapitel: Franz Kafka ließ sich nicht gerne fotografieren. Zum Fotografen ging er nur, wenn er Aufnahmen für amtliche Dokumente benötigte oder seine Berliner Freundin Felice Bauer ihn um Fotos bat. Auf gemeinsamen Reisen oder während seiner Sanatoriumsaufenthalte konnte er sich Gruppenfotos jedoch nicht entziehen. Ihnen ist ein weiterer Teil der Ausstellung gewidmet. Das letzte Kapitel folgt den Biografien von Franz Kafkas Familie nach seinem Tod im Juni 1924.
Öffnungszeiten der Ausstellung: 1. März – 2. Juni 2024
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr
Der Eintritt ist frei.