Das Deutsche Historische Museum (DHM) hat ein äußert seltenes, mit figürlichen Szenen graviertes Straußenei erworben. Dank der großzügigen Unterstützung des Museumsvereins konnte das DHM das herausragende Kunst- und Wunderkammerobjekt aus dem frühen 17. Jahrhundert für seine Sammlung Angewandte Kunst ankaufen. Das Museum wird die Neuerwerbung in der kommenden Wechselausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert” (ab dem 18.10.2024 im Pei-Bau) erstmals seinem Publikum präsentieren.
Straußeneier waren bereits in der Antike begehrte Handelsprodukte und Importware. Ihre weiteste Verbreitung fanden sie innerhalb des deutschsprachigen Raumes jedoch im 15. und 16. Jahrhundert. Sowohl unbehandelt als auch in Form aufwändig in Silber gefasster Luxusobjekte hielten sie Einzug in fürstliche Kunst- und Naturaliensammlungen sowie kirchliche Schatzkammern. Gravierte Exemplare der Frühen Neuzeit sind äußerst selten, weltweit haben sich nur wenige Stücke erhalten.
Fritz Backhaus, Sammlungsdirektor der Stiftung Deutsches Historisches Museum: „Wir freuen uns sehr, dass dieses einzigartige und hervorragend erhaltene Objekt dank der großzügigen Unterstützung des Museumsvereins für unsere Sammlung und neue Ständige Ausstellung, die wir derzeit erarbeiten, gesichert werden konnte. Besonders durch seine enorme Anschaulichkeit, die klare Bildsprache und nicht zuletzt durch seine außergewöhnliche Materialität bietet uns das Straußenei künftig ideale Möglichkeiten der musealen Vermittlung.”
Ulrich Deppendorf, Vorsitzender des Museumsvereins: „Wir springen ein, wenn das DHM einen Ankauf nicht aus eigenen Mitteln leisten kann. In diesem Fall freuen wir uns besonders, dass wir nicht nur den Erwerb des Straußeneis, sondern auch der den Szenen zugrunde liegenden Quelle ermöglichen konnten.˝
Die Neuerwerbung des DHM zeigt ringsum drei Darstellungen, die die Handelsgüter der „Neuen Welt” darstellen: eine Dattelpalme mit üppigen Fruchtstauden, einen Inselbewohner, der eine Kokospalme erklimmt, um die Früchte zu ernten, sowie eine hockende Tabakpflanzerin. Die figürlichen Darstellungen gehen auf die 1596 in Amsterdam erschienene illustrierte Reisebeschreibung des niederländischen Seereisenden Jan Huygen van Linschoten (1563–1611) zurück. Ebenfalls dank der Unterstützung des Museumsvereins konnte das DHM die 1599 erschienene lateinische Fassung der Schrift für seine Sammlung erwerben. Van Linschotens Publikationen regten die erste holländische Ostindien-Expedition an, die 1602 zur Gründung der „Niederländischen Ostindien Kompanie” führen sollte.