Die Neue Nationalgalerie hat einen weiteren Schritt in der Digitalisierung ihrer Bestände gemacht. Ein umfassender Teil der Sammlung zur Kunst nach 1945 ist nun online als digitale Publikation zugänglich.
Die Nationalgalerie verwahrt eine der bedeutendsten Sammlungen der Kunst des 20. Jahrhunderts. Die neu veröffentlichten digitalen Bestände bieten einen Überblick über zentrale künstlerische Strömungen der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Dazu gehören Werke aus der Bundesrepublik und der DDR, Westeuropa, den USA sowie aus sozialistischen Staaten. Erfasst wurden Gemälde, Skulpturen und Objekte von Künstlern wie Willi Baumeister, Rebecca Horn, Wolfgang Mattheuer, Henry Moore, Mark Rothko oder Gerhard Richter. Auch Hauptwerke wie Barnett Newmans Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau IV (1969/70) und Francis Bacons Porträt der Isabel Rawsthorne in einer Straße in Soho stehend (1967) sind enthalten.
Digitalisierung der Bestände fast abgeschlossen
Seit 2018 arbeitet die Neue Nationalgalerie verstärkt an der Digitalisierung ihrer Sammlung. Nach der Online-Veröffentlichung des Bestands zur Klassischen Moderne im Jahr 2021 wurde ab 2022 die Kunst nach 1945 erfasst. Mittlerweile sind 95 Prozent der von der Neuen Nationalgalerie verwalteten Werke online verfügbar.
Ein Teil der Sammlung des 20. Jahrhunderts – darunter Werke von Joseph Beuys, Marcel Broodthaers, Dan Graham oder Richard Serra – wird derzeit vom Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart betreut und ist nicht Teil der aktuellen Veröffentlichung. Diese Bestände sollen in einem nächsten Schritt digital erfasst werden. Langfristig werden die Werke des 20. Jahrhunderts im Berlin Modern am Kulturforum zusammengeführt, während die Kunst des 21. Jahrhunderts im Hamburger Bahnhof verbleibt.
Forschungsprojekt und Erschließung
Das dreijährige Forschungsprojekt hatte das Ziel, die Kerndaten der Werke zu aktualisieren, darunter Informationen zu Herkunft, Ausstellungsgeschichte und Literatur. Zudem wurden die Kunstwerke mit begleitenden Texten in ihren kunsthistorischen Kontext eingeordnet. Einige der nun veröffentlichten Werke waren über Jahrzehnte nicht ausgestellt und werden durch die Digitalisierung erstmals einem breiten Publikum zugänglich gemacht.
Die Werke sind über die Online-Datenbank der Staatlichen Museen zu Berlin recherchierbar. Nutzer können die Sammlung anhand von Filtern wie Künstlername oder Entstehungszeitraum durchsuchen. Die meisten Werke sind mit Abbildungen verfügbar.
Verbindung zur aktuellen Ausstellung
Seit November 2023 ist bereits eine Auswahl von Werken online abrufbar, die derzeit in der Ausstellung Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945 – 2000 in der Neuen Nationalgalerie gezeigt werden. Besucher können vor Ort zusätzliche Informationen über QR-Codes abrufen.
Die Digitalisierung der Bestände ist ein wichtiger Bestandteil der Museumsarbeit. Die Veröffentlichung des aktuellen Bestands von rund 1.500 Werken war nur durch externe Förderung möglich. Die Ernst von Siemens Kunststiftung stellte hierfür finanzielle Mittel bereit.
Das Projekt wurde von Emily Joyce Evans und Maike Steinkamp unter der Leitung von Joachim Jäger realisiert. Der digitale Bestandskatalog ist über recherche.smb.museum sowie über die Website der Neuen Nationalgalerie abrufbar.
Foto: Die Neue Nationalgalerie am Kulturforum.
Staatliche Museen zu Berlin / Maximilian Meisse