Eine Bestandserfassung des Berliner Fischereiamtes im Mai 2020 kam zu dem Ergebnis, dass in dem durchschnittlich nur einen Meter tiefen und fast einen Hektar großen Engelbecken mehr als 1000 kg Fische leben. Es sind überwiegend Plötzen, wenige Bleie, Giebel, Rotfedern und afrikanische Zwergwelse. Um einen artgerechten Lebensraum und ein ökologisches Gleichgewicht zu erreichen, müsste der Bestand bei weniger als der Hälfte liegen. Nicht heimische Arten wie afrikanische Zwergwelse, Goldfische und goldfarbene Hybriden des Giebels sowie ein Ungleichgewicht von Raub- und Beutefischen und der Mangel an wasserreinigenden Kleinlebewesen stören die natürliche Balance im Engelbecken. Verantwortlich für die übermäßige Vermehrung der dort ursprünglich ausgesetzten Fische ist die ständige Fütterung.
Um das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen, hat das Bezirksamt Mitte das Fischereiamt gebeten, kurzfristig einen Teil des Fischbestandes aus dem Engelbecken zu entnehmen. Diese Maßnahme ist für die 11. Kalenderwoche geplant. Das Fischereiamt sorgt für die fachgerechte Durchführung der Maßnahme. Bei der Elektrobefischung werden Elektroden ins Wasser getaucht. Fische schwimmen reflexartig auf die positive Elektrode zu und lassen sich aus dem Wasser nehmen. Anschließend werden die Fische abtransportiert und im Fischereiamt unter Einhaltung der tierschutz- und fischereirechtlichen Bestimmungen getötet. Andere Tiere wie Schildkröten und Vögel kommen durch die Elektrobefischung nicht zu Schaden. Nach der Befischung erfolgt der moderate Besatz mit Raubfischen, um die Selbstregulierung des Bestandes in die Wege zu leiten.
Im Vorfeld hatten Bezirksamt und Fischereiamt zahlreiche alternative Methoden geprüft, doch eine Nutzung der Fische als Nahrung für andere Tiere oder den Menschen ist wegen der Schadstoffbelastung nicht vertretbar. Auch eine Umsetzung in andere Gewässer ist aufgrund der möglichen Auswirkungen auf das dortige ökologische Gleichgewicht nicht sinnvoll.
Am 9. März 2021 fand eine digitale Informationsveranstaltung statt, an der neben dem Bezirksamt Mitte Vertretern der Naturschutzverbände, der vor Ort engagierten Initiativen und Vereine sowie weitere Anlieger teilnahmen. Gemeinsam wurde – teils auch kontrovers – über das Für und Wider diskutiert. Ein größerer Teil der Teilnehmenden äußerte jedoch Verständnis für diesen Schritt, der notwendig ist, um das Engelbecken langfristig zu erhalten.
Gefahr droht
Das ökologische Gleichgewicht im Engelbecken ist seit vielen Jahren gestört. 2019 und 2020 durchgeführte Untersuchungen ergaben, dass die Belastung des Gewässers durch Phosphate extrem erhöht ist. Starke Algenentwicklung und geringe Sichttiefe sind unübersehbare Anzeichen dafür. Es droht die Gefahr des „Umkippens“, was ein großes Fischsterben zur Folge hätte. Im Bodenschlamm (Sediment) werden die Grenzwerte für Blei, Kupfer und polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) überschritten. Da der Schlamm durch gründelnde Fische immer wieder aufgewühlt und aufgenommen wird, gelangen die Schadstoffe in die Nahrungskette.
Die Entnahme der Fische ist nur ein erster, aber wichtiger Schritt, um das ökologische Gleichgewicht im Engelbecken wiederherzustellen. Dieser ist nötig, damit weitere Maßnahmen im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zur Stabilisierung des Gewässers erfolgreich sind. Nur wenn die Zahl der Fische verringert wird, lässt sich der Nahrungs- und Stoffkreislauf im Engelbecken dauerhaft verbessern und regulieren. Der Bezirk Berlin-Mitte ist nach dem Wasserhaushaltsgesetz und der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verpflichtet, seine Gewässer in einen besseren Zustand zu bringen. Das Bezirksamt prüft derzeit weitere Maßnahmen wie eine Phosphatfällung und eine Entnahme des Schlamms, um den Nährstoffanteil im Gewässer zu verringern.