24. April 2025
Die City West überzeugt mit hoher Kaufkraft. Foto: Archiv MITTE bitte!

Berliner Einkaufsstraßen erhalten gute Noten

Die Einkaufsstraßen der Hauptstadt schneiden in der Vergleichsstudie „Vitale Innenstädte 2024“ des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH) gut ab. Erstmals wurden die City West, die Schloßstraße und die Hackeschen Höfe von Besuchern bewertet – mit erfreulichen Ergebnissen.

Shopping und Gastronomie bleiben die Hauptgründe für einen Innenstadtbesuch, und trotz des wachsenden Onlinehandels zieht es viele Menschen weiterhin regelmäßig in die Stadtzentren. Die Studie zeigt zudem, dass die Aufenthaltsqualität eine entscheidende Rolle für die Attraktivität der Einkaufsstraßen spielt.

City West überzeugt mit hoher Kaufkraft

Besonders in der City West wird überdurchschnittlich viel Geld ausgegeben: Mehr als die Hälfte der Befragten gibt pro Besuch über 100 Euro aus. Zudem zieht das Gebiet viele Besucher von außerhalb an, die oft länger als zwei Stunden verweilen. Allerdings kommen sie seltener als einmal im Quartal.

Schloßstraße punktet mit Vielfalt im Einzelhandel

Die Schloßstraße im Bezirk Steglitz-Zehlendorf überzeugt vor allem durch ihr breites Angebot an Bekleidungs- und Schuhgeschäften. Sie wird überwiegend von Menschen aus der näheren Umgebung besucht, die regelmäßig – oft wöchentlich – hier einkaufen.

Hackesche Höfe als touristisches Highlight

Die Hackeschen Höfe werden weniger als reine Einkaufsstraße, sondern vielmehr als Erlebnisort wahrgenommen. Besucher schätzen die Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und kulturellen Angeboten. Der Standort wird auch als Sehenswürdigkeit angesehen und zieht sowohl Touristen als auch Berliner an.

Kritikpunkte: Sauberkeit, Sicherheit und Leerstand

Trotz der positiven Bewertungen gab es auch Kritik. An allen drei Standorten wurden insbesondere mangelnde Sauberkeit, fehlende öffentliche Toiletten und Sicherheitsbedenken bemängelt. Zudem wünschen sich viele Befragte mehr Grünflächen, die Aufwertung von Plätzen und Maßnahmen gegen leerstehende Geschäfte.

Die Bewertungen im Schulnotensystem zeigen dennoch eine Verbesserung im Vergleich zu 2022: Die City West erhielt eine 2,3, die Schloßstraße eine 2,4 und die Hackeschen Höfe ebenfalls eine 2,3.

Experten fordern mehr Maßnahmen zur Stärkung der Innenstädte

Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin, betonte, dass die Studie zeige, wie wichtig die Aufenthaltsqualität für den Erfolg der Einkaufsstraßen sei. „Nur wer sich wohlfühlt, bleibt länger und gibt mehr Geld aus. Leerstehende Läden stören das Stadtbild. Wir brauchen dringend kreative Nutzungskonzepte gegen Leerstand, flexiblere Genehmigungsverfahren und starke Netzwerke.“ Sie verwies zudem auf die Bedeutung eines zuverlässigen und gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehrs, der auch am Wochenende eng getaktet sein müsse.

Phillip Haverkamp, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, sieht insbesondere bei der Sauberkeit noch Handlungsbedarf: „Eine einladende Atmosphäre steht und fällt mit der Sauberkeit. Dabei liegt die Verantwortung nicht allein bei der Verwaltung – auch Gewerbetreibende, Anwohner und Besucher sind gefragt, ihren Beitrag zu leisten.“

Maßnahmen für eine lebendige Innenstadt

Auch aus der Wirtschaft und Politik gibt es konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation. Uwe Timm, Vorstandsmitglied der AG City e.V., sieht in der positiven Bewertung der City West einen Beleg dafür, dass die bisherigen Maßnahmen wirken. „Aber wir müssen am Ball bleiben. Baustellen dürfen nicht monatelang brachliegen und die Aufenthaltsqualität beeinträchtigen. Zudem braucht es ein Nachfolgeprojekt für den Business Improvement District Ku’damm-Tauentzien, jetzt mit einem stärkeren Fokus auf Kultur und Events.“

Die Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, Maren Schellenberg, unterstreicht die Notwendigkeit von Netzwerken zur Belebung der Schloßstraße: „Wir müssen dem zunehmenden Leerstand mit innovativen Nutzungskonzepten begegnen und die Aufenthaltsqualität weiter verbessern.“

Auch David Kastner, Geschäftsführer der Pentanex GmbH, sieht Verbesserungsbedarf in der Umgebung der Hackeschen Höfe: „Wenn der öffentliche Raum am Hackeschen Markt genauso sicher und sauber wäre wie die Höfe selbst, würden sich sowohl Berliner als auch Touristen deutlich wohler fühlen.“

Fazit: Positive Entwicklung, aber weiterhin Handlungsbedarf

Die Studie zeigt, dass Berlins Einkaufsstraßen trotz des wachsenden Onlinehandels weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Die City West, die Schloßstraße und die Hackeschen Höfe haben ihre Attraktivität bestätigt, doch insbesondere bei den Themen Sauberkeit, Sicherheit und Aufenthaltsqualität gibt es noch Luft nach oben.

Die Ergebnisse unterstreichen, dass eine lebendige Innenstadt nicht nur vom Einzelhandel abhängt, sondern von einem Zusammenspiel aus Stadtplanung, Wirtschaft und Politik. Die Herausforderungen sind klar – nun gilt es, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, um Berlins Einkaufsstraßen auch in Zukunft attraktiv zu halten.