19. Mai 2024
Buchempfehlungen aus der Redaktion von MITTE bitte!

Literatur: DDR und Männerleid

Nachdem wir unlängst in unserer Rubrik Literatur einen BOOX Note Air 3 verlost haben, widmen wir uns heute wieder den Büchern und stellen aktuelle Neuerscheinungen vor.

Historie

Das Deutsche Historische Museum und das Geschichtsmagazin DAMALS haben erstmals gemeinsam einen Bildband entwickelt: Kürzlich erschien die reich bebilderte Publikation unter dem Titel „Die DDR. Der verschwundene Staat” neu im Handel. Das umfangreiche Sonderheft der Reihe DAMALS Galerie – Geschichte im Bild wirft anhand ausgewählter Motive aus dem historischen Bildmaterial der Fotografischen Sammlung des DHM einen neuen Blick auf die DDR: Im Zentrum der Ausgabe steht die Frage, wie die Historie dieses Staates die Geschichte Deutschlands prägt.

Der Bildband zeichnet in sieben Kapiteln und anhand von rund 200 Bildmotiven die Geschichte der DDR in ihren Zusammenhängen nach. Zudem umreißt ein Beitrag kompakt auf zehn Seiten die politische Geschichte dieses Staates. Ein weiterer Text setzt sich mit der Entstehung der im Magazin gezeigten Bilder auseinander: Fotos stellen immer nur einen festgehaltenen Augenblick dar und sind oft schon im Moment des Entstehens eine zweckdienliche Inszenierung. Das gilt besonders für die idealisierten Bilderwelten, die ein autoritärer Staat wie die DDR hervorbrachte und kontrollierte. Dazu zählte auch der Versuch, widerstreitende Bildgebungen von vorneherein zu unterbinden. Zugleich spiegeln die im Bildband präsentierten Motive die Alltagswelten vieler Bürgerinnen und Bürger der damaligen DDR wider. Zuletzt widmet sich ein Text der Programmatik und Geschichte des Deutschen Historischen Museums und seiner Sammlungen.

Die DDR. Der verschwundene Staat
DAMALS Galerie – Geschichte im Bild, 130 Seiten, rund 200 Bilder, 14,95 €


Männerleid

Ein Mann zu sein war noch nie so kompliziert wie heute? Von wegen! Die großen Rollenkonflikte, die kleinen Ärgernisse des Alltags und der ewige Leistungsdruck: All das kann man auch in jahrhundertealten Gemälden finden, wenn man nur genau hinsieht. Wolfgang Luefs „Die Freuden und Leiden des modernen Mannes“ nimmt uns mit auf eine etwas andere Reise durch die Kunstgeschichte. Bei Caravaggio und Tintoretto, bei Bruegel und El Greco begegnen wir Männern, die zwischen Vorzeigefeminismus und Alphamännchentum schwanken. Ob die Bio-Artischocke auf dem Elektrogrill, das angesagte Technikgadget, das eigentlich keiner braucht, oder der Black Friday, den Mann liebt und zugleich hasst: All die großen und kleinen Widersprüche der modernen Männlichkeit lassen sich bereits bei den alten Meistern finden. Und hat es nicht auch etwas Tröstliches, dass schon Diogenes oder der heilige Hippolytus davon überfordert waren, im Beruf, bei der Familie, mit den Kumpels und im Ehebett Höchstleistungen bringen zu müssen? Das Geschenkbuch interpretiert klassische Kunstwerke neu, sodass jeder Mann etwas von sich selbst darin wiederfinden wird. Es erschien Mitte März 2024 bei Yes Publishing.

Wolfgang Luef: „Die Freuden und Leiden des modernen Mannes“
Klassische Kunst neu interpretiert, 64 Seiten, 12 €