19. April 2024

Kunst für Mierendorff-Rundweg

In ihrer zweiten und finalen Sitzung zum Wettbewerb für Kunst im öffentlichen Raum für den Mierendorff-Rundweg hat sich die Jury für den Entwurf „Kieloben in den Sonnenuntergang“ des Künstlers Peter Sandhaus entschieden. Den 2. Platz belegten Ina Geißler und Fabian Lippert mit der Skulptur „Mann mit Koffern“. Kunststandort wird die südliche Spitze der Mierendorff-Insel sein. In der ersten Wettbewerbsphase gingen insgesamt 58 Entwürfe ein, davon wurden zehn Arbeiten zur weiteren Ausarbeitung für die zweite Wettbewerbsphase ausgewählt.

Oliver Schruoffeneger, Stadtrat für Ordnung, Umwelt, Straßen und Grünflächen: „Die Vielfalt der Entwürfe hat es der Jury schwergemacht, sich für einen Entwurf zu entscheiden. Alle Künstlerinnen und Künstler haben sich mit den räumlichen, architektonischen und sozialen Dimensionen der Mierendorff-Insel auseinandergesetzt und diese in ihre Arbeit integriert. Der Siegerentwurf gliedert sich aber nicht nur harmonisch in die Uferlandschaft der Insel ein, sondern bietet Spaziergängerinnen und Spaziergängern auf dem Insel-Rundweg künftig auch einen Ort der der Entspannung.“

Kunst für den Mierendorff-Rundweg
Gewonnen: Kunst für den Mierendorff-Rundweg.
Foto: Peter Sandhaus

 

Die zehn Entwürfe setzen sich in unterschiedlicher Weise mit dem Ort künstlerisch auseinander. Durchsetzen konnte sich am Ende der Entwurf von Peter Sandhaus, der Aspekte des Klimawandels aufgreift und aus lokalem Brandenburger Robinienholz gebaut werden soll. Ein weiterer Aspekt für die Jury war zudem, dass das 15,65 breite, 6,08 Meter tiefe und 7,33 Meter hohe Kunstwerk die Aufenthaltsqualität für Besucherinnen und Besucher des Mierendorff-Rundweg verbessern wird, da die Möglichkeit besteht, das Kunstwerk zu begehen und darauf Platz zu nehmen.

Für den Künstler soll seine Skulptur keine schockierende, skandalisierende oder anklagende Diktion haben, sondern versuchen, die Nutzer eher subtil in einem Moment der Nachdenklichkeit zu erreichen, und auch in einem positiven Moment der Hoffnung, der an diesem neuen Treffpunkt öffentlich geteilt werden kann.

Peter Sandhaus:

„Die Installation ist (…) weniger idyllisch, als sie auf den ersten Blick erscheint. Sie hat offensichtlich die Gestalt eines gekenterten Bootes: Wir treiben ruderlos und kieloben in den Sonnenuntergang.“

Auf den zweiten Platz gewählt wurde die Installation „Mann mit Koffern“ von Ina Geißler und Fabian Lippert. Die Skulptur überzeugte die Jury sowohl inhaltlich, als auch durch ihre physische Präsenz. Mit 6,91 Metern Höhe zählte sie zu einer der höchsten und somit weithin sichtbarsten Arbeiten. Gezeigt wird ein historisches Foto des Literaten und Politikers Carlo Mierendorff, kurz nach seiner Entlassung aus der Gestapo-Haft im Jahr 1938. Auch für Betrachter, die Mierendorff nicht (er-)kennen, zeigt die Figur des Mannes in Reisekleidung und Koffern, dass hier jemand Alltägliches unterwegs und verletzlich ist, sich im Moment des Fotos nicht in sicherer Umgebung befindet. Die Figur bietet neben dem historischen Kontext vielfältige Assoziationen, welche sich auf heute aktuelle Fragen beziehen lassen: Flucht, Vertreibung, Verlust der Heimat, Mut, Zuversicht, das Einstehen für Ideale.