Nichts weniger als einen musikalischen Tapetenwechsel bringt das Orchester der Komischen Oper Berlin unter der Leitung von James Gaffigan in die Wohnzimmer! Im 5. Sinfoniekonzert, welches live aus der Behrenstraße als Stream übertragen wird, zelebrieren drei Werke von Anton Webern, Friedrich Gulda und Wolfgang Amadeus Mozart Veränderung als musikalisches Prinzip auf ihre jeweils ganz eigene Weise. Am Pult steht erstmals an der Komischen Oper Berlin der amerikanische Dirigent und »rising star« James Gaffigan!
Termin: 9. April 2021, 20 Uhr
Was für eine trübe Zeit. Monatelang im Lockdown, monatelang ein verkümmertes soziales Leben. Wer Tag für Tag im Homeoffice verbringt, ohne abendliche Verabredungen, Kneipen- oder Theaterbesuche, dem verschwimmt die Zeit zum monotonen Einerlei, dem gerät der Mangel an Abwechslung zur echten Herausforderung. Derart heftig brennt die Sehnsucht nach Veränderung, dass sie wenigstens in den eigenen vier Wänden stattfinden soll – also tobt die große Renovierungswut in Deutschland! Neuer Anstrich, neue Bilder an der Wand, neue Sofaecke – oder besser gleich die ganze Sofa-Landschaft? Egal, Hauptsache Tapetenwechsel! Wenigstens in diesem ganz, ganz schlichten, wörtlichen Sinne muss das doch möglich sein!
Programm
Anton Webern: Variationen für Orchester op. 30
Friedrich Gulda: Konzert für Violoncello und Blasorchester
Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 41 C-Dur Jupiter
Das Konzert dauert rund 80 Minuten. Hier geht es zum Stream.
Anton Webern: Variation als Verdichtung
Ein wahrer Meister der Variation war Anton Webern. In zahlreichen seiner Werke hat er die Variationstechnik erprobt, ja, er bezeichnete sie sogar als »Vorläuferin« der Zwölftontechnik. Einen besonders faszinierenden Umgang mit diesem Konstruktionsprinzip zeigt Webern in seinen Variationen für Orchester op. 30, denn darin variiert er nicht nur Töne, sondern auch Klangfarben und Dynamiken auf bestechend raffinierte Weise.
Friedrich Gulda: Variation als Verschwendung
War Webern ein Meister des komprimierten Minimalismus, so war Friedrich Gulda zweifelsohne Meister einer der überschäumenden Verschwendung. Er startete als Pianist im Klassikbetrieb, setzte Marksteine mit seinen Interpretationen von Bach, Mozart oder Beethoven – litt aber schon bald am reaktionären Habitus der Branche. Kurzerhand erweiterte er seinen Radius, holte sich Impulse aus dem Jazz, übte sich in Improvisation und Variation, jammte mit Chick Corea, Herbie Hancock und anderen Jazzgrößen. Diese wilde, genreübergreifende Fülle schlägt sich auch in Guldas Konzert für Violoncello, 1980 für Heinrich Schiff komponiert, wieder.
Wolfgang Amadeus Mozart: Variation zum Licht
Nur wir im Homeoffice? Stimmt nicht ganz … »Ich bin immer zu Hause«, schrieb Mozart im Sommer 1788 an seinen Logenbruder Michael Puchberg, er solle doch mal vorbeischauen. Dennoch brachte Mozart im Sommer 1788 drei seiner größten (und leider auch letzten) Sinfonien im „Homeoffice“ aufs Papier. Darunter die so genannte Jupiter-Sinfonie in C-Dur. Mit diesem Werk schuf er eine leuchtende Variation über die Tonart C-Dur.