Nachdem bereits seit Dezember 2020 die obere Ausstellungshalle der Neuen Nationalgalerie am Berliner Kulturforum im alten Glanz erstrahlt, fand am 29. April die Schlüsselübergabe für das von Grund auf instandgesetzte Gebäude an die Staatlichen Museen zu Berlin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz statt. In Kürze zieht die Kunst in die Neue Nationalgalerie ein, die ab 22. August mit einer neuen Sammlungspräsentation und einer Ausstellung zu Alexander Calder wiedereröffnet wird.
Architekt David Chipperfield: „Ein Gebäude von solch unantastbarer Autorität zu zerlegen war eine merkwürdige Erfahrung, aber ein Privileg. Die Neue Nationalgalerie hat für meine Arbeit und die vieler anderer Architekten Maßstäbe gesetzt. Hinter die Fassade zu blicken hat ihre Genialität und zugleich ihre Mängel offenbart, jedoch meine Bewunderung für Mies‘ Vision nur verstärkt. Unsere Arbeit war daher von chirurgischer Natur. Sie befasste sich mit technischen Belangen, um seine Vision zu schützen. Ein solches Unterfangen, in einem Gebäude in dem man nichts verstecken kann, ist einschüchternd, aber wir hoffen den Patienten dem Anschein nach unberührt entlassen zu haben – nur in viel besserem Zustand.“
Im Frühjahr 2021 wurde die dritte und letzte Bauphase an der Neuen Nationalgalerie – der Innenausbau des Gebäudes – abgeschlossen. Ausstellungshalle und Innenbereiche sind von Grund auf instandgesetzt und über 35.000 restaurierte Originalbauteile wie zum Beispiel die Natursteinplatten aus Striegauer Granit, Leuchten, Geländer und Holzpaneele wieder eingebaut. Diese waren zuvor in der ersten Bauphase der Grundinstandsetzung sorgfältig demontiert, inventarisiert, eingelagert und restauriert worden.
Allein in der der oberen Ausstellungsstellungshalle wurden 1.600 Quadratmeter neues Glas eingebaut, auf 15.000 Quadratmetern eine neue Beschichtung aufgetragen und 500 Schweißnähte an der Stahlkonstruktion saniert. 800 auf LED-Technik umgerüstete Bestandsdeckenleuchten, 196 Deckengitter und 2500 Quadratmeter an Natursteinplatten wiederverlegt.
Damit die Neue Nationalgalerie den heutigen technischen Anforderungen hinsichtlich Klimatisierung, Brandschutz und Sicherheit entspricht, wurde auch die gesamte technische Gebäudeausrüstung erneuert, wie beispielsweise die Fußbodenheizung, die Raumlufttechnik oder das Grundleitungssystem in der Bodenplatte.
Zur Wiederherstellung des von Mies van der Rohe geplanten Ausstellungsrundgangs wurden im Zuge der Grundinstandsetzung Museumsshop und Garderobe neu im Untergeschoss angeordnet. Anstelle der sich bisher im Inneren der Galerie befindenden Depoträume entstanden an der Ostseite auf rund 600 Quadratmetern, unterhalb der Terrasse, die neuen Räume für das Gemälde- und Skulpturendepot sowie auf rund 300 Quadratmetern neue Technikflächen. Die neue Raumfolge bietet auch logistische Vorteile für die Anlieferung der Kunstwerke. Vom Ausstellungsvorbereitungsraum wird es künftig eine direkte Verbindung ins Depot geben. Zuvor mussten die Kunstwerke durch die Ausstellungsräume ins Gemäldedepot gebracht werden.
Pandemiebedingt fand die Schlüsselübergabe ohne Publikum statt. Erste Einblicke für die Öffentlichkeit gibt es bei den Tagen der offenen Tür.