8. Oktober 2024

Das obere Ende der Friedrichstraße

Ein über 25.000 Quadratmeter großes Gelände am Tacheles, lange Zeit eine Brache, wird zwischen der Oranienburger Straße, der Friedrich- und der Johannisstraße neu bebaut. Nebenan die Event-Location Kalkscheune ist rund 220 Jahre alt.

Von Harald Neckelmann

Johannisstraße 2

Das Eckgebäude in der Johannisstraße 2, die Kalkscheune, ist Jahrzehnte älter als 1831 – das Jahr, in dem es versichert wurde. Johann Caspar Hummel baute hier 1843 die erste Berliner Maschinenfabrik. Bereits seit 1804 betrieb er auf dem Nachbargrundstück Kalkscheunenstraße 5 eine Metallwerkstatt.

Seit 1996 ist die Kalkscheune eine Event-Location. Foto: Harald Neckelmann
Seit 1996 ist die Kalkscheune eine Event-Location.
Foto: Harald Neckelmann

In den hofseitigen Gebäudeteilen sind noch Pferdeställe erkennbar, die er zum Antrieb seiner Maschinen brauchte. Erst um 1818 setzte Hummel die erste Dampfmaschine ein. Der Name Kalkscheune stammt von der hinter dem Gebäude verlaufenden Straße, die früher zu einem Kalk-Lagerschuppen führte. Die Maschinenfabrik war später Sitz der ersten preußischen Fahrradmanufaktur.

Das Haus wurde in den Jahren 1855 und 1925 umgebaut und erweitert. Seit 1996 ist die Kalkscheune ein Veranstaltungsort.

Friedrichstraße 126/127
Postkarte von 1903 des Friedrichs Gymnasiums. Postkarte Harald Neckelmann
Postkarte von 1903 des Friedrichs Gymnasiums.
Postkarte Harald Neckelmann

Das frühere Friedrichs-Gymnasium und die -Realschule in der Friedrichstraße 126/127 sind heute ein Baudenkmal. Der Name der 1850 eröffneten höheren Schule bezog sich auf König Friedrich II. Sie wurde als erste Schule in der Friedrich-Wilhelm-Stadt errichtet. Die hohen Rundbogenfenster im vierten Stock zeigen, wo früher die Aula lag.

Die Realschule zog in einen Neubau in der Albrechtstraße. Heute ist die ehemalige Schule Sitz der Ullstein Buchverlage.

Heutige Ansicht der Friedrichstraße 126. Foto: Harald Neckelmann
Heutige Ansicht der Friedrichstraße 126.
Foto: Harald Neckelmann

Der Journalist und Autor Harald Neckelmann lebt und arbeitet als Sachbuchautor, Dozent und Stadtführer in Berlin. Er hat bereits mehrere Bücher zur Geschichte und Gegenwart der Stadt veröffentlicht (u. a. „Unter den Linden“, „friedrichstraße berlin“). „Ab durch die Mitte“ führt durch Berlins historische Stadtviertel.

Im Zusammenhang mit der Geschichte um die Kalkscheune und das ehemalige Gymnasium hat unser Historien-Autor Harald Neckelmann auch interessantes über das Tacheles-Areal aufgeschrieben, zu finden im Teil 1.